Nachlässe

2
Jul
2011

Traumerfolg.

Das vierte Glas Rotwein schenkte er sich auch noch mit nahezu sicherer Hand ein. Fast nüchtern, wäre da nicht der milchglasige Blick gewesen und das langsame, flache Atmen, das einer langsam erlöschenden Kerze glich, einem rußigen Flackern der ausbrennenden Gedanken.
Wie bei den Gläsern zuvor setzte er an und leerte es in gedritteltem Zug. Die leere Flasche stellte er zu den anderen, das Glas auf die Anrichte. Die übliche kleine Zeremonie des Abends, bevor die Ruhe der Nacht zu unerträglich werden und die Gedanken zu zerkratzten drohte.
Im Schlaf, im Schlaf würde er sich wehren.
Da hatte er die besseren Karten. Die bunten Asse mit den scharfen Spitzen. Die, die graue Flanellanzugträger nicht zu parieren wussten. Nicht in der Welt, die die seine war.
Er schloss das Fenster und drehte die Heizung höher. Herausgeschwitzt werden musste er, der Tag.
Noch einmal nackt die Treppe herunter. Der Blutdruck noch zu hoch. Die Ruhe im Tequila. Hastig ein Schluck aus der Flasche. Ein Durchatmen. Der zweite Schluck. Größer. Wie Aftershave verrieb er sich die am Kinn herablaufen-den Reste und ging schwer die Treppe hinauf. Links, links, das Bett. Ausatmen, fallen lassen. Einatmen, ausatmen. Die Wolken begannen, ihn abzuholen zu tragen. In seinen Ring.
Der Gong…
Langsam begannen die noch mühsam kontrollierten Gedanken krakengleich, verästelnd, sich hinüberzuräkeln zu denen aus der anderen Welt, denen, die sich durch die schwarze Wand der Nacht hindurchbohren wollten, um sich seiner zu bemächtigen.
Er wusste es: Nur wenige Minuten, und er würde ohne Gegenwehr übermannt werden von dieser säuerlich-schwarzen Gedankentinte, die dann aus seinem Hirn tröpfeln würde, um es ihnen allen zu zeigen – vor allem ihm, dem seine Träume die Pistole auf die Brust setzen wollten.
…..
….

..
.
Hör mir gut zu, ich sage es nur einmal und nur diese Nacht: Gut, dass wir nicht immer einer Meinung sind und es uns nicht einmal wechselseitig vorgaukeln. Du weißt es doch: Anderenfalls könnte man jede Form der Kommunikation in den Gefrierschrank der Bedauerlichkeiten verfrachten oder bei der Abdeckerei der überflüssigen Worthülsen zur Entkernung der Hohlräume abliefern. Einer Meinung zu sein hieße, sich wechselseitig anzunicken und nur darauf zu achten, dass die Fratze der lächelnden Huld nicht verrutscht, entgleist, bevor man sich umgedreht hat.
Fade wäre das.
Fade to grey.

Ach, und am Rande, mein Bester, ich erkenne dein Wechselspiel von Provokation und Kritik recht gut, sehe die Divergenz in der Streuung. Provokation direkt, Kritik indirekt. Oh, mich plagt schon eine Paranoia, wenn ich bei deinen Gesprächen mit Dritten Gedankensplitter erkenne, die in meine Richtung fliegen sollen. Es mag aber auch sein, dass ich die Wortsäure zu häufig in deine eigenen Stiefel schütten will.

Ob ich anders bin, fragst du?
Gut angesetzte Schmeichelattacke. Ich sage dir, was du denkst: Ich bin ein multifunktionaler Sprachschablonenselbstbedienungsautomat.
Ein Gelangweilter.
Einer, der seinen Geist an der Dumpfheit wetzt und nicht mit dem Bügeleisen geglättete Zitate in die Welt streut, die er vorher vom Baum der Erkenntnis herabgeschüttelt hat.
Oder auch nur ein Schwätzer de luxe für die MCM-Täschchen-Trägerinnen in deinem schmucken Verkaufsteam der das Prädikat "asozial" verdient und diese Auszeichnung genießt, bevor sie in der Schublade mit dem Samtkissen verschwindet..
Weiß der Teufel.

Du fragst jetzt nach den Spielregeln?
Wir brauchen sie nicht näher definieren. Du kennst sie.
Wegen meiner daher ruhig hin und wieder eine Leiche zum Dessert. Solange man nicht sein eigener Nachtisch ist.

Welche Bäume wachsen in deinem Wald?
Im Wald, da sind die Räuber, Waldmeister.
Sie suchen das Herz-As.
Notfalls auch im Ärmelkanal.

Keine Angst, ich schieße nicht auf Falschspieler.
Ich gehe dann eher an die Bar und saufe mich lässig, bevor du auf meinem Erbrochenen ausrutscht.

Was Grenzen für mich sind, fragst du?
Zollstationen gesellschaftlicher Zwänge, die man zu überwinden sucht, während man in den Taschen nach dem nötigen Wegegeld fummelt. Die Währung heißt Erfahrung.

Nun bitte.
…..
….

..
.

Mit dem Charme eines ratternden D-Zuges riss der Wecker den Vorhang weg.
Kreischend flüchteten die Gedanken in ihre Schattenwelten zurück und ließen ihn bleiern erwachen.
Er war sich nicht sicher, ob der Schweißfilm auf seiner Stirn von den wirren Träumen herrührte, die er blass erahnen konnte.
Vielleicht war es auch die Angst vor dem Tag, der nun vor ihm lag. Die Angst vor dem, der ihn quälte. Dem im Flanellanzug.

- A. H. -
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25
Jun
2011

Das Wort zum Sonntag

Shalom.

Ich hoffe, die Kühlschrankwand brachte in Anlehnung an selbige genügend Abkühlung.
Dieweil dachte ich über heilsnotwendige Kritik an sündigen Vorbildern nach.
Das Ergebnis bleibt ambivalent, eingespannt zwischen den bilateralen Verhandlungen meiner beiden Gehirnhälften, die die Enge des vorhandenen Raums teilen, um auszuteilen, desensibilisiert in die Freiräume des Denkens schießend, manchmal auch gegen die Eckfahnen des Glaubensspielfelds, während Bedenken auf Allergieschubkarren an der Seitenlinie um die Glaubensbahn geschoben werden, und das kurz nach dem Anstoß an den Stolperstein des Weisen.

Windige Wunderwanderprediger ziehen neben dem Pausentee um die Wette, Temperament, temporär temperiert, meißelt Pauschalismen in die gedeckte Tafel, die zehn kleinen Negerlein tragen gebietend Gebote in die Boote.

Die Auf- und Zuhörer schlackern mit den Ohren, die da selig hören – ob des kompromisslosen Kompressors, der komprimierte Konserveninhalte in der Kombüse kombiniert.

Kritikkultur. Fehlerkultur. Agrikultur. Genmanipuliertes Glaubensfastfood für erhoffte Systemimmanenz. Fehler werden ausgemerzt, wenn nicht sogar gemerkelt.

Nein, der Prophet gilt nichts im eigenen Land des Lächelns, und Franz findet immer ein Lehar in der Suppe, die ihm eingebrockt wurde. Vielleicht bekommt er deswegen so häufig etwas hinter die Löffel und ahnt, wo der Hase lang läuft, wenn er nicht gerade im siedend heißen Topf gen Mitternacht schmort bis schmollt.

Der morgendliche Blick in den Spiegel. Kritik an sich selbst – natürlich. Hätte man doch lieber zum Focus gegriffen, um schärfer zu sehen.
Lern lernen. Ja. Ja! Besser als lehrend lärmen oder Lärmen lehren und dabei Gedärm entleeren.

Ablenkung. Bitte sofort. Dem Steuermann ist das Finanzamt auf den Fersen, und die Strafe folgt auf des Boten Fuß.
Ablenkung. Bitte sofort. Idealiter durch eine Vorbildzeitung, die dem Buch des Lebens vorzuziehen ist.
Ablenkung. Bitte sofort. Auf dem Pfad der Tugend verirren sich Pfadfinder.

Richtig / falsch. Welch schwere Frage. Schwarz-Weiß-Denkbrandmäler dulden keine Stars in der Grauzone.

Jesus. Luther. Ökumene. Schwarz auf weiß ich nicht. Es auszudrücken. Dieses Geschwür des komplizierten Denkens.

Führen Sie mich ab. In die Vorbildhaft.
Ich habe es nicht anders verdient.
Willig beuge ich mich der Strafe: Bastelstunde mit Buchstabensuppe im Einbrockhaus.

So sei es. Aber das Wort zum Sonntag sprechen Sie.
Jetzt ist Sabbat.


- A. H. -
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3
Feb
2009

Rettung in letzter Sekunde.

Grad`sah ich dich noch auf ProSieben
Und fing schon an, mich zu verlieben.

Doch halt - das geht mir viel zu schnell.
Drum schalt`ich um - auf RTL.

- A. H. -
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21
Dez
2008

Weihnachtsgeschenkempfehlungen Teil 4

Wer kennt sie nicht, diese kleinen, flauschigen und vermutlich dümmsten Tiere der Welt - die Katzen. Nachdem das fliegende Spaghettimonster keine Lust mehr hatte, sinnvolle Tierarten zu erschaffen, erschuf es die Katzen, deren einziger Sinn darin besteht, als Stoff für Funvideos im Internet zu dienen, wie etwa hier: KLICK

Wer eine Katze in seinem Heim sein eigen nennen darf, wird sich freuen, dass sein unmittelbares Umfeld übersät ist mit Katzenkotze, Katzenpisse und den traditionellen Katzenhaaren. Außerdem haben Katzen Krallen, die überall geschärft werden - nur nicht an Kratzbäumen.

Über Katzen gibt es unzählige Gerüchte, die in den meisten Fällen nur ein "Papperlapapp" verdienen.
Richtig ist:
Die weiblichen Katzen wachsen an Bäumen und nennen sich Kätzchen, die männlichen Kater. Diese vermehren sich in Bier und werden von Menschen innerhalb von nur einer Nacht ausgetragen.

Nicht jeder wird eine Zuneigung zu dieser besonderen Species entwickeln können. Neben den hier besonders an`s Herz zu legenden Entsorgungsmöglichkeiten wie etwa der Abgabe bei diesem freundlichen Verein, der Tierspenden gern entgegennimmt (KLICK), bietet sich auch eine robustere Variante für den Selfmademan an, vorgestellt hier: KLICK

Eine besondere Empfehlung zum baldigen Fest der Liebe reiche ich an dieser Stelle ebenfalls gern weiter. Verschenken Sie den mit einem hübschen und außergewöhnlichen Farbakzent ausgestatteten Teppich "Road Kill Carpet" der niederländischen Designergruppe "oooms": (Alternativ hier die Internetseite: KLICK)

roadkill01

Man wird es Ihnen danken. Die Beflockung des Teppichs ist von erlesener Qualität. Insbesondere ein barfüßiger Gang über den Flor ist ein haptischer Genuss, vor Allem dann, wenn die erhabeneren Applikationen mit den Zehen und der Fußsohle erfühlt werden können.

Ein Geheimtipp gewissermaßen. Meine Empfehlung lautet:

Kaufen Sie diesen Teppich!


- A. H. -
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10
Dez
2008

Weihnachtsgeschenkempfehlungen Teil 3

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Wer kennt es nicht: Das Phänomen, dass einzelne Socken beim Waschen mit Waschautomaten verloren gehen, unauffindbar sind und dann wieder aus dem Nichts auftauchen - und das meist, wenn man den anderen Socken gerade weg geworfen hat.

Dem kann gezielt Abhilfe verschafft werden durch das fürsorgliche Socken-Aufstocken zum Fest der Liebe.

Noch gestern während eines Gesprächs mit einer netten Dame wurde der Bedarf wieder deutlich: Sie hatte sich selbst ein Paar Socken gekauft und mir ein Auge geöffnet für die darin verborgen liegende Notwendigkeit, rechtzeitig an die Versorgung mit diesen Fußwärmern zu denken und dem kalten Krieg ein Ende zu bereiten.

Alternativ bietet sich natürlich auch der Kauf einer Strumpfhose oder von Kniestrümpfen an - für die, die sich vom niederschwelligen Weihnachtsallerlei dezent nach oben abheben wollen.

Meine Empfehlung kann nur lauten:

Kaufen Sie Socken. Mindestens.

- A. H. -
737mal gelesen

8
Dez
2008

Weihnachtsgeschenkempfehlungen Teil 2

nasenhaarentferner_im_popelfingerdesign

Wie oft ertappen wir uns dabei, bevorzugt vor Rotlicht zeigenden Lichtzeichenanlagen innerorts mit zwei spitzen Fingern hervorlugende Nasenhaare ihrer Bestimmung weiteren Wachstums zu entheben und sie zu extrahieren?
Diesem zeitraubenden Körpersport kann nun Einhalt geboten werden. Mit dem Nasenhaarentferner in Fingerform kann der Aufwand halbiert werden.
Wo vorher noch zwei Finger mehr oder weniger erfolglos nach ihrer Beute haschten, tut nun lediglich einer seinen erfolgreichen Dienst: Der Nasenhaarentferner in Popelfingerdesign.
Eine Empfehlung für alle, die ihren Aufwand reduzieren wollen.
Übrigens auch ein Geheimtip für Meineidschwörer, Zweifingerbreitwhiskeytrinker oder exzessive Fummler.
Der Preis ist erschwinglich. Die Bohrtiefe kann mit Hilfe von Gleitgel satt erweitert werden.

Bitte kaufen Sie dieses Gerät!

- A. H. -
701mal gelesen

7
Dez
2008

Weihnachtsgeschenkempfehlungen Teil 1

5444656-high

Wieder einmal hat es Helge Schneider, der großartige Künstler des beredten Nichtssagens, geschafft, sich in die Herzen seiner Leserschaft zu fräsen - wenn nicht sogar noch tiefer.
Gülden schimmert sein Werk in die sonst so tristen Spätherbstabende hinein und wirft einen zärtlichen Abglanz auf die Genres der Groschenromane und Telenovelen, ohne jedoch ganz deren wortgewaltiges Format zu erreichen.
Robert Fork nennt Schneider sich, sein wahres Ich schelmenhaft, ja geradezu bescheiden, verbergend. In epischer Schwere beleuchtet er, meisterhaft die Perspektiven wechselnd, das Lebensschicksal von Wolfgang Kollendorf, einem ehemaligen Chefarzt, der teils schicksals-, teils alkoholgeschwängert durch`s Leben taumelt und sich - das ist das wahrhaft Große an diesem Werk! - nicht scheut, zu weinen.
Als Randnotiz der Zeitgeschichte wankt Kollendorf durch die Zeilen und das, was zwischen ihnen steht. Er fällt sogar in Gruben, die er nicht gegraben hat und muss erleben, wie Figuren vom Rande her in seine Lebensmitte dringen, um das mit ihm zu teilen, was er reichlich hat: Selbstmitleid und knallharte Weichheit.
So bleibt letztlich nichts unerwähnt - nicht einmal das Belanglose. Überraschend dann das Ende, das keines hat und sich zerfuselt in einem Vorhang, der nicht fällt.
Robert Fork alias Helge Schneider oder auch umgekehrt reiht sich mit diesem Werk in unverschämter Demut ein in die wahrhaft großen Verewiger der kleinen Gedanken. "Die Fortsetzung des Woyzeck! Endlich!" wird hier und da bereits gemunkelt, und niemand wagt ernsthaft zu widersprechen, dass das Büchner`sche Dramenfragment endlich, nahezu die Unerträglichkeit des Unfertigen erlösend, seine Fortsetzung gefunden hat.
Greifen wir die letzte Szene aus Büchner`s Werk heraus, so ist der Zusammenhang frappierend. Ich möchte daher mit der Darstellung dieser Szene enden und sie als schweigenden Applaus auf die kongeniale Anknüpfungskunst Fork`s im Raume verhallen lassen:

27. Szene: Karl (Idiot), Woyzeck und das Kind:
Karl hält Woyzecks und Maries Kind auf dem Schoß. Woyzeck verspricht ihm ein Gebäck (Reuter). Karl läuft mit dem Kind weg.

Kaufen Sie dieses Buch!

- A. H. -
877mal gelesen

23
Sep
2008

Der bleiche Mann

Der bleiche Mann sprang aus dem Halbschatten des Ohrensessels, der ihm Thron war, vor den Mann mit der Kamera und schob das Objektiv an die Seite.

Nur mit in Gesten verwobenen Worten machte er deutlich, dass er mit auf das Bild wollte. Nicht nur die vier Frauen allein – er in der Mitte. Dahin positionierte er sich, zerteilte die kleine Gruppe grob mit seinen Armen, um sie dann rechts und links um je zwei Schultern zu legen.

Der Fotograf ging einen Schritt zurück, um die Perspektive anzupassen.

Der bleiche Mann in seinem weltmännisch-legeren Dressing schwamm mit den Mädchen im Arm wie ein Salatblatt in der Sauce. Die mit Strassklunkern besetzte Damenbrille ließ die Augen durchscheinen wie eine Straßenlaterne, der langsam das Gas abgedreht wurde.

Eins, zwei, drei, vier… der Fotograf variierte in seinen Positionen und lichtete die Gruppe, den bleichen Mann mit den schwarz gegeelten Locken mittig, mehrfach ab. Vier partyfröhliche Gesichter und ein lächelnder Held des Moments mit matten Augen wie eingeworfene Fensterscheiben brennender Irrenhäuser.

Der bleiche Mann zog sich schnell wieder zurück auf den Balkon und baute sich im Dunkeln eine in Papier gehüllte Trompete, die er zwischen seine Lippen schob und entzündete.

Sein Lächeln entspannte sich weiter, während die Augen die Rollos herunterließen.

Im Haus ging die Party weiter.

Die Jukebox plärrte die üblichen Knaller in übersteuertem Gekreische herunter.

Irgendwann tickte die Uhr der fünf am frühen Morgen entgegen.

Einer der Gäste grub Vicky Leandros aus und drehte den Pegel knapp bis an die Verständlichkeitsgrenze.

"Was kann mir schon gescheh`n? Glaub mir, ich liebe das Leben.
Das Karussell wird sich weiterdreh`n, auch wenn wir auseinander geh`n, auch wenn wir auseinander geh`n.
Du weißt, ich liebe das Leben."


Der bleiche Mann sprang mit unkontrollierten Schritten in das Haus und zog aus der Mitte der Tanzenden zwei Frauen an seine Seite. Er winkte mit müden Augen und Zahnpastalächeln weitere Tänzer in die kleine, sich bildende Sichel und formte um sich einen Kreis.

"Was kann mir schon gescheh`n? Glaub mir, ich liebe das Leben!"

Der bleiche Mann lächelte weiß auf das Parkett und brüllte dem Holz seine in Zuversicht verpackte Panik entgegen. Die anderen drehten sich mit ihm im Kreis und meißelten das Lied mit den Schuhen in den Boden.

Gun`s `n Roses setzten mit „November Rain“ an.

Der bleiche Mann löste sich schwerfällig von der Gruppe, erfummelte sich sein Jacket von der Garderobe und taumelte fahl lächelnd in den Hausflur. Die Tür schlug hinter ihm zu und entließ ihn in die Nacht, die ihn in ein barmherziges Nichts einhüllte.

Die Feier tobte ihrem Ende entgegen. Den bleichen Mann vermisste niemand.




- A.H. -
927mal gelesen

30
Jul
2008

Der schwarze Mann

Der schwarze Mann hatte Zeit. Die tanzende Menge um ihn herum löste ihn nicht von seinem Stehbiertisch, der für mehrere Stunden sein stummer Gesprächspartner geworden war. Eingelöste Biermarken versickerten unter seinem dunklen Shirt, und lediglich der leichte Schweißfilm um seinen dreifingerbreiten Halsring aus Edelstahl ließ ahnen, dass ihm die Hitze der nicht abkühlen wollenden Nacht etwas zu schaffen machte.
Der schwarze Mann schien sich mit seinen Gedanken zu beschäftigen. Mit zwei Fingern strich er regelmäßig das am Bierglas kondensierende Wasser ab, so, als wolle er sich mehr Klarheit über dessen Inhalt verschaffen.
Ab und zu strich er mit einer Hand über seinen glatt rasierten, schweißbeperlten Kopf, so, als wolle er sich Klarheit über dessen Inhalt verschaffen.
Bierglas, Kopf. Bierglas.
Der schwarze Mann hatte Zeit. Die tanzende Menge um ihn herum löste sich langsam auf, und nach und nach machte sich das Volk der Nacht mit der aufgehenden Sonne auf den Weg in die letzten Entspannungsübungen.
Ab und an wippte der schwarze Mann mit einem Fuß zur Musik, die zwei Zureiter an ihrem Pult unter das tanzende Volk warfen. So, als würde man Raubtieren rohes Fleisch hinter die Käfigtür schaufeln. So, als würde sich Gott der Hungrigen erbarmen.
Der schwarze Mann zuckte zusammen, als die Götter hinter den Pulten zum Gebet aufforderten. See the stone set in your eyes. Der drängende Bass schaffte es, den schwarzen Mann von seinem Pult zu meißeln. Mit wenigen Schritten glitt er in die Mitte der Tanzfläche. Marschierte auf der Stelle, als wolle er sich hinbewegen zu seiner Sehnsucht. Through the storm we reach the shore. You give it all but I want more. And I`m waiting for you.
Der schwarze Mann hob die Hände mit den Handflächen nach oben in den Himmel des Tanzpalastes. Seine Finger pflückten Erhörung. My hands are tied. My body bruised, she`s got me with. Nothing to win and nothing left to lose.
Dem schwarzen Mann rann jetzt der Schweiß wie Wasser unter dem Metallreif hervor. Seine Beine schienen zu zittern und das Parkett langsam zu zermürben.
Der schwarze Mann sang nun laut mit. With or without you. With or without you. I cant live with or without you. Seine ganze Verzweifelung tanzte er in Boden und Himmel. Die Götter hinter den Pulten grinsten.
And you give yourself away.
Der schwarze Mann ebbte mit den letzten Schleifen der Musik aus. Die Götter legten Belangloses auf und narrten den verbleibenden Rest.
Der schwarze Mann ließ sich vom Morgen verschlucken.

- A. H. -
6987mal gelesen

28
Apr
2008

Tresendichtung für eine Freundin

Muh, muh
Annikuh.


- A. H. -
833mal gelesen
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Und sonst nichts...?^^
Und sonst nichts...?^^
Tanzlehrer - 13. Dez, 13:13
Hatte auch schon über...
Hatte auch schon über einen Pitbull nachgedacht.
Tanzlehrer - 27. Aug, 17:57
Flunker nicht. ;)
Flunker nicht. ;)
Tanzlehrer - 20. Aug, 18:28
Danke für dieses schöne...
Danke für dieses schöne Feedback. ;)
Tanzlehrer - 19. Aug, 19:19
Das wäre aber eine Beschneidung!
Das wäre aber eine Beschneidung!
conductor - 3. Aug, 14:18

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