26
Jan
2007

An mein Spiegelbild

selbstgespraech


Als ich auf halbem Weg stand unsres Lebens,
fand ich mich einst in einem dunklen Walde,
Weil ich vom rechten Weg verirrt mich hatte;
Gar hart zu sagen ist`s, wie er gewesen,
Der wilde Wald, so rauh und dicht verwachsen,
Dass beim Gedanken sich die Furcht erneuert ...

...

Dante beginnt so mit seiner "Göttliche Komödie".
Und beschreibt einen Weg, der in alle Höllen und Abgründe des Lebens führt.
Oftmals fragt man sich, an einem bestimmten Punkt angekommen, auf welchem Weg man sich selbst befindet.
Wo er hinführt, wer ihn weist, wer mitgeht ...
Ziele.
Die Frage danach ist mit zwei Sätzen nicht zu beantworten, auch wenn Du denkst, es wäre möglich, sie darauf zu reduzieren.
Seltsam, habe mir über *Ziele* nie definierende Gedanken gemacht, sie wohl gehabt, sie verfolgt... jetzt reden wir darüber. Vielleicht, weil ich die Frage provoziert habe. Sie mußte wohl auch irgendwann mal kommen, will man nicht im Oberflächendümpeln verharren.
Ziele.
Ein Reiz-Stich-Wort.
Ich möchte sie hier nur anreißen - aus verschiedenen Gründen.
Es könnte Dich langweilen.
Es könnte mich überfordern.
Es könnte pharisäerhaft werden, im Schwulst ersticken.

Nein, es kommen jetzt keine Sätze der Bauart: Das Leben genießen, Karriere machen, Geld verdienen, Machtpositionen erobern ...
Eher solche:
Grenzen erfragen.
Grenzen hinterfragen.
Grenzen setzen.

Unser Leben ist in den vielfältigsten Bereichen von Grenzen bestimmt, die andere setzen, die Sachzwänge setzen, die wir selbst setzen.
Grenzen, die man entweder wie ein geduldiges Schäfchen hinnimmt, konform geht mit der Masse. Oder sich Gedanken darüber macht, wie es hinter der Grenze weitergeht. Was soll durch die Grenzen geschützt, verborgen werden?
Ich weiß, das klingt jetzt ziemlich allgemein, läßt sich aber auf etliche Lebenssituationen übertragen. Ich denke, Du verstehst das.
Oftmals schlägt man auch einen Weg ein, der sich in der unendlichen Weite am Horizont verliert. Der Gedanke, ihn dann auch weit gehen zu können, führt oft dazu, den Punkt zu suchen, der eine Stop- oder Wendemarke anzeigt. Bis hierhin - und nicht weiter. Ich setze mir eine eigene Grenze, weil ich mir Gedanken darüber gemacht habe, dass und warum es nicht gut ist, weiterzugehen...
Ziele.
Sich selbst zu ergründen.
Was kann ich? Wo liegen meine Stärken, meine Schwächen? Erkenne ich sie, setze ich das Wissen zielgerichtet ein? Akzeptiere ich meine Erkenntnisse, oder will ich an bestimmten Stellen Schwächen abbauen? Dahin zu kommen, um in mir selbst ruhen zu können?
Was beunruhigt mich? Sind es *Dinge*, oder nur die Vorstellungen davon?
Epiktet hat dazu bemerkenswertes geschrieben.

"Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Vorstellungen von den Dingen. So ist zum Beispiel der Tod nichts Furchtbares - sonst hätte er auch dem Sokrates furchtbar erscheinen müssen -, sondern die Vorstellung, er sei etwas Furchtbares, das ist das Furchtbare. Wenn wir also bedrängt, unruhig oder betrübt sind, wollen wir die Ursache nicht in etwas anderem suchen, sondern in uns, das heißt, in unseren Vorstellungen. Der Ungebildete macht anderen Vorwürfe, wenn es ihm übel ergeht. Der philosophische Anfänger macht sich selbst Vorwürfe. Der wahrhaft Gebildete tut weder das eine noch das andere."

Ich arbeite daran, meine Ängste und Unruhen auf diesem Wege diesen gedanklichen Ansatz aufzuzwingen.
Tja.

An sich ist kein Ding weder gut noch schlecht; das Denken macht es erst dazu.
(-W. Shakespeare-)

Ziele.
An der Frage nach dem Sinn des Lebens kratzen. Sich fragen, ob menschlicher Geist stirbt oder nach der "Deckel-zu-Theorie" alle geistlos in der gleichen Kiste ruhen ...
Ziele.
Andere als Mensch zu begreifen und nicht nur als sprechende Schablone, die sich zufällig nicht immer so ausdrücken kann, dass man auf den ersten Blick *versteht*, welcher Geist in wem herrscht.
Tief eindringen in den anderen, mit sensiblem Röntgenblick nicht nur in`s Hirn, sondern auch in`s Herz schauen.
Manchmal gelingt es. Wie schön, wenn der andere die Kunst beherrscht, zu vertrauen, sich zu öffnen, sich fallen zu lassen - und zu wissen, dass er nicht hart aufschlägt.
Aber wer macht das schon ... tauche ein in die Menschen, und Du siehst eine Maske nach der anderen.
Manche sind mit einem leichten Hauch vom wahren Gesicht zu wehen, manche scheinen hart und fest eingebrannt in das unbekannte Dahinter. Bei manchen läßt sich nur erahnen, dass die Maske eine dahinterliegende Hohlheit verbergen soll ...
Ziele.
Sich den wirklich schönen Dingen des Lebens unaufdringlich so zu nähern, dass man sie mit Achtung bestaunen kann.

P.S.:
Ans Ziel kommt nur, wer eines hat. (-Dr. Martin Luther-)

...


- A. H. -
1621mal gelesen
Nachtbriefkasten - 26. Jan, 12:45

Der Text ist ein alter Freund.

Tanzlehrer - 26. Jan, 12:51

Ein sehr alter, ja.
Ich fand ihm beim Sortieren meiner Nachlassangelegenheiten.
Nachtbriefkasten - 29. Jan, 13:07

Ist es nicht etwas früh um nach zu lassen?
Tanzlehrer - 29. Jan, 13:16

Mein Credo lautet:
Schwach anfangen und dann stark nachlassen ...
origami - 26. Jan, 14:09

"Wie schön, wenn der andere die Kunst beherrscht, zu vertrauen, sich zu öffnen, sich fallen zu lassen - und zu wissen, dass er nicht hart aufschlägt. "

Ja, das zu können ist wunderschön.
Mancher kann es sogar immer noch auf`s Neue, auch wenn er sich wieder und wieder mit Prellungen und Herzsprüngen vom Pflaster hochgerappelt hat.Wissend, irgendwann ... das ist staunenswert. Beneidenswert.
Ein großes Wunder.Liebe. Zum "Du", zum "Ich", zum Leben.

vraiment - 26. Jan, 15:55

...hinterlässt du mir auch was?

Tanzlehrer - 26. Jan, 16:23

Nach Ihnen, der Herr.
origami - 26. Jan, 17:30

Nicht so knauserig, Verehrtester.
Deine Verbindlichkeiten könnte er doch schon sofort entgegennehmen ... pardon, übernehmen ... ;)))

Tanzlehrer - 26. Jan, 17:56

... ganz unverbindlich...
Igelborste - 27. Jan, 10:03

hallo

Ich habe hier lustige und spannende Aussprüche gefunden.

Tanzlehrer - 27. Jan, 10:34

Ist aber doch alles in schottisch, Sie!
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