Hamburger mit Käse
Zu gewissen Tageszeiten kommt es, das kleine Hüngerchen.
In einem plötzlichen Anfall von Unverschämtheit nagte es sich auch gestern vom Bauch über die Zunge in`s Hirn und läutete dort Sturm.
Ein Blick in die Geldbörse, erforderlich, um den Rahmen der Möglichkeiten abzuschätzen, machte brutal deutlich, dass Bescheidenheit das Gebot der Stunde sein musste.
Drei Euro und neunzig Cent.
Ein kurz vor dem inneren Auge aufflackerndes gelbes "M" wies den Weg in die Mutter aller Alternativen: Das schottische Spezialitätenrestaurant, ausgerüstet mit Drive-in und Doppelschaltern und ähnlich klingenden Pseudonahrungsmitteln, kunstvoll tiefgestapelt, lockte mit ein-Euro-Artikeln in buntem Papier, versackbeutelt in schnellentsorgungsfähigen Falttüten.
Eine bunte Tafel am Autoschalter offerierte dem hungrigen Auge eine Reihe von Prost-Mahlzeiten in diversen Kombinationen, darunter - schamhaft versteckt - oben noch warm erwähnte ein-Euro-Pappenheimer.
"Ihre Bestellung, bitte!" schnarrte es aus einem Blechwürfel.
"Ich habe noch keine!" lächelte ich in das Sprechsieb und erntete ein geschmacksverstärkendes Schweigen.
"Es warten auch noch andere auf eine zügige Abfertigung" blechschepperte es nach fünf Sekunden zurück.
Hinter mir stand niemand.
Abfertigung. Wie lecker.
Nun.
"Drei Hamburger mit Käse!" bestellte ich provokativ in R2D2.
"Wir haben wohl Cheeseburger. Meinen Sie die?"
"Ja." Sagte ich artig. "Das wäre dann auch eine Alternative."
"Fahren Sie bitte vor zu Schalter 1."
"Ja. Für Sie Gern." säuselte ich zurück.
Schalter 1.
Es gab zwei.
Einen direkt am Thekenbereich des Restaurantbereiches.
Und einen fünf Meter davor - etwas kleiner, schüchtern am Gebäude klebend wie ein eckiges Schwalbennest.
Ich entschied mich dafür, als "Schalter 1" den größeren, strahlenderen, wichtigeren und überhaupt den Schalter anzusehen, zu dem ich immer fuhr. Denn Schalter 2 - nach meiner Definition - war nie besetzt.
Auf dem Weg zu Schalter 1 - Schalter 2 passierend - sah ich dort aus den Augenwinkeln einen kleinen Mops in Uniform. Wahrscheinlich eine Second-Assistent-Junior-Special-Managerin des Hauses.
Schalter 1 war unbesetzt, aber nicht lange.
Nämlicher Mops schoss von links in`s Bild und baute sich vor mir in dem Glaskasten auf wie ein rumänischer Grenzoffizier.
"Sie müssen zurück!"
"Nein," sagte ich sanft. "Für mich geht es im Leben nur vorwärts."
"Schalter 1 hatte ich gesagt!"
"Die Schalter sind nicht durchnummeriert. Und außerdem warten hinter mir noch etliche. Hypothetisch jedenfalls. Meinen Sie nicht, dass...?"
In ihrem runden Gesicht arbeitete etwas.
"Es ist doch auch so. Ich bin mit dem Auto schneller zurück an Schalter 2, als Sie zu Fuß."
"Sie meinen Schalter 1?" entgegnete sie schmallippig.
"Wenn ich hier an einem X-beliebigen Schalter stehe und zu einem anderen fahren soll, ist der andere für mich nach den Gesetzen der Logik immer Schalter 2."
Sie begann, mit den drei Cheeseburgern, die sie schon in der Hand hielt, so etwas wie ein Hütchenspiel zu spielen.
Ich legte ihr die drei Euro auf die Metalltheke.
"Nun, ich bin ein Freund von Kompromissen. Sie nehmen hier das Geld entgegen - hier an Schalter 1 - und ich fahre jetzt zurück, um die Gegenleistung an dem Schalter, der in Rückwärtsrichtung gesehen der nächstliegende ist - wir können ihn gern Schalter 2 nennen - in Empfang zu nehmen."
Sie ging jetzt dazu über, die Cheeseburger zu streicheln und zupfte eine Papiertüte aus dem Nichts.
"Ich will mal nicht so sein", knarzte sie durch das Glasfenster. "Man muss es ja nicht unnötig verkomplizieren."
"Nein, sicher nicht." Antwortete ich treu.
Mit einer Geste, die einer Handreichung zum Handkuss ähnelte, reichte sie mir die Papiertüte mit den Pappenburgern durch das Fenster ihres Palastes.
"Danke Ihnen!" zwinkerte ich mit einem Auge in ihre Richtung.
Unterhaltung und Verpflegung für drei Euro - wenn das nicht ein Schnäppchen war.
Gerne wieder.
- A. H. -
In einem plötzlichen Anfall von Unverschämtheit nagte es sich auch gestern vom Bauch über die Zunge in`s Hirn und läutete dort Sturm.
Ein Blick in die Geldbörse, erforderlich, um den Rahmen der Möglichkeiten abzuschätzen, machte brutal deutlich, dass Bescheidenheit das Gebot der Stunde sein musste.
Drei Euro und neunzig Cent.
Ein kurz vor dem inneren Auge aufflackerndes gelbes "M" wies den Weg in die Mutter aller Alternativen: Das schottische Spezialitätenrestaurant, ausgerüstet mit Drive-in und Doppelschaltern und ähnlich klingenden Pseudonahrungsmitteln, kunstvoll tiefgestapelt, lockte mit ein-Euro-Artikeln in buntem Papier, versackbeutelt in schnellentsorgungsfähigen Falttüten.
Eine bunte Tafel am Autoschalter offerierte dem hungrigen Auge eine Reihe von Prost-Mahlzeiten in diversen Kombinationen, darunter - schamhaft versteckt - oben noch warm erwähnte ein-Euro-Pappenheimer.
"Ihre Bestellung, bitte!" schnarrte es aus einem Blechwürfel.
"Ich habe noch keine!" lächelte ich in das Sprechsieb und erntete ein geschmacksverstärkendes Schweigen.
"Es warten auch noch andere auf eine zügige Abfertigung" blechschepperte es nach fünf Sekunden zurück.
Hinter mir stand niemand.
Abfertigung. Wie lecker.
Nun.
"Drei Hamburger mit Käse!" bestellte ich provokativ in R2D2.
"Wir haben wohl Cheeseburger. Meinen Sie die?"
"Ja." Sagte ich artig. "Das wäre dann auch eine Alternative."
"Fahren Sie bitte vor zu Schalter 1."
"Ja. Für Sie Gern." säuselte ich zurück.
Schalter 1.
Es gab zwei.
Einen direkt am Thekenbereich des Restaurantbereiches.
Und einen fünf Meter davor - etwas kleiner, schüchtern am Gebäude klebend wie ein eckiges Schwalbennest.
Ich entschied mich dafür, als "Schalter 1" den größeren, strahlenderen, wichtigeren und überhaupt den Schalter anzusehen, zu dem ich immer fuhr. Denn Schalter 2 - nach meiner Definition - war nie besetzt.
Auf dem Weg zu Schalter 1 - Schalter 2 passierend - sah ich dort aus den Augenwinkeln einen kleinen Mops in Uniform. Wahrscheinlich eine Second-Assistent-Junior-Special-Managerin des Hauses.
Schalter 1 war unbesetzt, aber nicht lange.
Nämlicher Mops schoss von links in`s Bild und baute sich vor mir in dem Glaskasten auf wie ein rumänischer Grenzoffizier.
"Sie müssen zurück!"
"Nein," sagte ich sanft. "Für mich geht es im Leben nur vorwärts."
"Schalter 1 hatte ich gesagt!"
"Die Schalter sind nicht durchnummeriert. Und außerdem warten hinter mir noch etliche. Hypothetisch jedenfalls. Meinen Sie nicht, dass...?"
In ihrem runden Gesicht arbeitete etwas.
"Es ist doch auch so. Ich bin mit dem Auto schneller zurück an Schalter 2, als Sie zu Fuß."
"Sie meinen Schalter 1?" entgegnete sie schmallippig.
"Wenn ich hier an einem X-beliebigen Schalter stehe und zu einem anderen fahren soll, ist der andere für mich nach den Gesetzen der Logik immer Schalter 2."
Sie begann, mit den drei Cheeseburgern, die sie schon in der Hand hielt, so etwas wie ein Hütchenspiel zu spielen.
Ich legte ihr die drei Euro auf die Metalltheke.
"Nun, ich bin ein Freund von Kompromissen. Sie nehmen hier das Geld entgegen - hier an Schalter 1 - und ich fahre jetzt zurück, um die Gegenleistung an dem Schalter, der in Rückwärtsrichtung gesehen der nächstliegende ist - wir können ihn gern Schalter 2 nennen - in Empfang zu nehmen."
Sie ging jetzt dazu über, die Cheeseburger zu streicheln und zupfte eine Papiertüte aus dem Nichts.
"Ich will mal nicht so sein", knarzte sie durch das Glasfenster. "Man muss es ja nicht unnötig verkomplizieren."
"Nein, sicher nicht." Antwortete ich treu.
Mit einer Geste, die einer Handreichung zum Handkuss ähnelte, reichte sie mir die Papiertüte mit den Pappenburgern durch das Fenster ihres Palastes.
"Danke Ihnen!" zwinkerte ich mit einem Auge in ihre Richtung.
Unterhaltung und Verpflegung für drei Euro - wenn das nicht ein Schnäppchen war.
Gerne wieder.
- A. H. -
Tanzlehrer - 16. Jul, 12:59
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